Angefangen hat unsere kleine Odyssee in Erfurt im Domizil, einem kleinen, aber sehr schönen Laden in wunderbarer Industriekulisse, die ein bißchen an unsere Heimat, den Ruhrpott erinnert. Als wir
dort ankamen, erstmal ein Dämpfer : Ein paar hundert Meter vom Domizil gab´s an dem Abend noch ein Punkfestival, mit unseren 94er Tour-Kollegen von Dritte Wahl, dazu noch Zaunpfahl und No Exit.
Dumm gelaufen. Nachdem wir uns schon darauf eingestell hatten, daß wir vor ´ner leeren Halle spielen würden, trudelten nach und nach aber doch noch an die 100 Leute ein, und das Konzert war ein
guter Tour-Einstand...
Der zweite Tourstopp führte uns nach Frankfurt / Oder, direkt an die polnische Grenze. Die Musikfabrik ist ein richtig geiler Laden in einem alten Fabrikgebäude und das Konzert wurde eine richtige Party !! Nachdem DER DICKE POLIZIST die Leute schon gut angeheizt hatte, legten wir einen klasse Gig hin und auch die neuen Tracks wie R.A.F, Moloch oder Atlantis knallten an dem Abend. Nach einem ganzen Sack voll Zugaben torkelte noch eine Horde netter Skinheads auf die Bühne die, wie sich rausstellte, auch eine Band waren und dem Publikum noch mit recht guter Ska und Oi Mucke den Rest gaben....
Das Wochenende 14./15.03 warf schon im Vorraus lange Schatten, geisterte doch durch´s Internet, daß das PATATASTAR FESTIVAL schon ausverkauft wäre. Das lustige daran : Es gab überhaupt keinen Karten-Vorverkauf, so daß die Jungs von Patatastar Booking den Donnerstag und Freitag noch damit verbrachten in diversen Foren darauf hinzuweisen, daß es sich nur um Gerüchte handelte !! Am Abend war das Büze dann aber doch so brechend voll, daß sich die Gerüchte fast bewahrheitet hätten.
Nach US-Melodycore von Cheese & Onion, einem recht harten und stark improvisierten Gig von NICHTS GELERNT ( 2ter Gitarrist nicht dabei, zusätzlich waren die Gitarrengurte so kaputt, daß mehrmals pro Lied die Klampfen runterfielen ) kam dann das erste Highlight des Abends mit CHEFDENKER, der neuen Band um Ex-Knochenfabrik Sänger Klaus. Die Band kam höllisch an, die Musiker waren Poser vor dem Herrn und wurden vom Mob gut abgefeiert !! Danach dann die Kölner Arschrock-Legende SUPERNICHTS, die an dem Abend weitgehend ihre schnelleren Tracks zum Besten gaben, in den ersten Reihen war Kollektiv-Pogo angesagt. Danach dann wir HAIE. Beim ersten Song schwächelte das erschöpfte Publikum noch ein wenig, doch spätestens bei dritten Track "Die letzte Schlacht gewinnen wir " gaben die Leute nochmal alles und es wurde ein super Gig !!
Am Samstag ging´s dann ab nach Stuttgart/Filderstadt in´s Juz Z, einem kleinen, gemütlichen Laden in Nirgenwo. Lustigerweise spielte als Opener eine Sozialarbeiter ( sahen zumindest so aus ) Combo namens Wildbad Bahnhof, die mit ihrem Deutschrock / Blues ( logischerweise ) keinen der massenhaft anwesenden Iro-Punks vom Hocker reißen konnten. Umso besser für die Jungs von DICKER POLIZIST, die als 2te Band richtig gut abräumen konnten. Die Temperatur im Konzertraum erreichte langsam Sauna-Niveau, gottseidank ließen sich die Herren vom Juz nach dem DDP Gig überreden, für ein paar Minuten die Türen zu öffnen, so daß es wieder halbwegs erträglich wurde !! Unser Gig wure dann ein wortwörtliches "Deutschpunk Massaker ", die Leute hüpten uns sprangen, daß es eine Pracht war. Langsam merkte man auch, daß das Publikum die Texte der neuen Songs kannte, nach 2 Zugaben-Teilen, wurden dann zum ersten Mal lautstark weitere Tracks von der " Schätzchen..." CD gewünscht. Hatten wir zwar nicht geprobt, aber scheiß drauf. Ein geniales Konzert !!
In der Woche danach fing unser Sänger Andy an zu schwächeln, er hatte sich eine fette Erkältung zugezogen und röchelte sich die Seele aus dem Leib. Da wir aber keine Memmen sind stand für uns
fest, daß wir die nächten Gigs auf jeden Fall spielen, Andy stieg nach 1,2 Tagen von Naturheilmitteln auf härteste Chemikalien um und am Donnerstag ging´s wieder halbwegs.
Die nächste beiden Konzerte begleiteten uns dann SUPERNICHTS, mit denen wir schon vor geraumer Zeit mal ein paar lustige Gigs gespielt hatten. Erster Stopp des Wochenendes war Nürnberg. Im K4
hatten wir vor Jahren schonmal mit den Dödelhaien gespielt, als es noch KOMM hieß und hatten den Laden in guter Erinnerung. Den Support machten diesmal DEUTSCHE LEIDKULTUR, die mit
deutschsprachigem Hardcore Punk und der ein oder anderen SLIME-Coverversion zu überzeugen wußten. Danach die Junx von Supernichts, die einenen guten Gig hinlegten und schon den einen oder anderen
Pogo anzettelten. Die Zeit bis zu unserem Konzert vertrieben wir uns jeder auf seine Weise : Andy mit Grippe-Medikamenten, ich mit leckerem Bier und unsere Herren Gitarristen mit Cola/Jack
Daniels.
Das sollte sich dann auch bei unserem Konzert bemerkbar machen, wo wir ( noch gefördert duch ziemlich mäßigen Bühnensound ) eine "eher mittelmäßige" Performance brachten. Dem Pogomob schien´s
trotzdem zu gefallen und so holperten wir uns durch ein chaotisches Konzert. Naja, mit Punk kann man alles entschuldigen...
Später versackten wir dann noch mit den Herren Supernichts in einem ganz, ganz furchtbaren und trendy Club irgenwo in Nürnberg. Ich glaub´so besoffen wie an diesem Abend war zumindest ich seit
dem letzten Force Attack nicht mehr....
Am nächsten Morgen ging´s dann mit dröhnendem Schädel Richtung Chemnitz in´s AJZ Talschock. Die Umgebung des AJZ ließ direkt Heimatgefühle aufkommen, eine wunderhübsche Industriekulisse und direkt neben dem Laden ein Fabrik - Schornstein, der so hoch war, daß man selbst als Ruhrpöttler neidisch werden konnte...!! Da im großen Saal des AJZ irgendeine "Hamburger-Schule-Tocotronic-für-Arme-Studenten-Jammer-Combo " spielte, fand unser Gig in der "Kolonade" statt, einer kleineren Halle neben dem eigendlichen AJZ. Der Laden wurde dann auch proppenvoll und schon bei Supernichts gingen die Leute gut ab. Danach kamen wir und spielten ( vielleicht geprägt durch die Erfahrungen und die Kopfschmerzen vom Vortag ) unser bis dahin bestes Konzert. Der Sound war super, die Leute pogten bis zur Eingangstür.... so muß das sein !!!! Nach dem Auftritt wurde uns noch grandiose Unterhaltung geboten, als die Ordner des AJZ versuchten, einen netten jungen Mann, der sich im Schlaf von oben bis unten vollgekotzt hatte, aus dem Laden zu komplimientieren..und das möglichst, ohne ihn anzufassen....!! Am nächsten Morgen gab´s noch ein´s der besten Frühstücks-Büffets der ganzen Tour, das Wetter war hervorragend und wir ließen uns noch gemütlich auf ein paar Bänken die Sonne auf den Pelz brennen, bevor wir uns auf den langen Heimweg machten...
Ein Wochenende später stand dann Berlin, die Hauptstadt der Republik auf dem Plan, dieses Mal wieder mit Der Dicke Polizist. In Berlin angekommen, wurde sich erstmal zünftig verfahren, so daß wir relativ spät am K17 ankamen. Dort fand an dem Abend das letzte Konzert des Ladens statt, da das Gebäude an irgendwelche großkapitalistischen Spekulanten verkauft worden war...naja, zumindest hatte die Crew des K17 schon eine Ersatz Location bekommen.Schon bei unserer Ankunft war der Laden gut gefüllt und als Der Dicke Polizist mit ihrem Set loslegten, verwandelte sich die Halle schnell in eine schöne Sauna....das schien aber das Publikum nicht zu beeindrucken und so wurde unser Gig zu einer genialen Party, trotz des Traumas einer gerissenen Bass-Saite, über das unser Andy bis heute nicht weggekommen ist ( "...Bass Saiten können doch gar nicht reißen...!!" ). Vielleicht muß er deswegen sogar in psychatrische Behandlung....
Schmatzel, der Sänger von Der Dicke Polizist, hatte an diesem denkwürdigen Abend auch noch Geburtstag und ließ es sich nicht nehmen, diesen gebührend zu feiern. Nachdem er sich schon gut abgefüllt hatte, stand er mitten in der Nacht ( bzw. in den frühen Morgenstunden ) nochmal auf und enterte erneut die Kneipe des K17, um sich dort dermaßen volllaufen zu lassen, wie ich es schon lange, lange, lange nicht mehr erlebt habe. Er stand mit Sicherheit kurz vor einer Alkohol-Vergiftung und seine Band Kollegen kümmerten sich wirklich rührend um ihn : Da unser Gitarrist Axel "zufällig " ein Set Karnevals-Schminke im Gepäck hatte, ließen sich die Jungs von Der Dicke Polizist es sich nicht nehmen, ihrem komatösen Sänger ein lustiges Clowns-Gesicht zu malen und dazu noch die Arme und den Bauch mit "lustigen " Tattoos zu verschönern. Nach mehreren Stunden vergeblicher Weckversuche schafften es ein paar DDP´ler um die Mittagszeit doch noch, den immer noch stockbesoffenen DDP-Sänger dazu zu bewegen, irgendwie in eine senkrechte Postion zu gelangen.
Nach einem kuzen Trip durch Berlin, wo wir Dödelhaie neue Saiten und Drumsticks besorgen ging´s dann auch schon weiter nach Neubrandenburg, zum Club Zebra, der von den Leuten des ehemaligen AJZ geleitet wird. Zu unserer Überraschung hatten die Jungs aus dem alten AJZ die komplette Bühne ( inkl. Rückwand ) in ihren neuen Laden mitgenommen und ich fand auf der Bühnenwand tatsächlich noch den Dödelhai, den ich während der Dritte Wahl / Dödelhaie Tour 1994 gemalt hatte....achja, Nostalgie überkam mich....der Laden füllte sich recht spät, dann aber auch richtig. Es wurde ein super Konzert und DDP räumten richtig gut ab, und ließen sich auch durch gerissenene Saiten nicht aufhalten, sondern nutzen die Zeit für ein improvisiertes "Knocking on Heavens Door " mit lautstarker Publikumsunterstützung!!
Danach kamen wir Haie und trotz tropischen Klimaverhältnissen wurde kräftigst gepogt und gefeiert. Nach dem Gig ging zum schlafen in ein anderes, etwas weiter entfertes Jugendzentrum, wo sich die Herren Polizsten noch spät in der Nacht eine Schlacht nit den eigendlich für´s Frühstück vorgesehenen Lebensmitteln lieferten, was ihnen auch prompt am nächsten Morgen eine schwere Zurechtweisung von unserem Gitarristen Axel einbrachte, als er nach dem Aufstehen erstmal durch Käse waten mußte, der über den ganzen Fußboden verteilt war.
Nach Neubrandenburg hatten wir erstmal 3 Wochen Pause, bis die nächsten Konzerte anberaumt waren. Zum " Tourabschlub " hatte Imre von DRÖÖNLAND BOOKING noch 2 schmucke Festivals auf die Beine
gestellt. Zum einen stießen jetzt doch noch DAILY TERROR dazu, mit denen wir ja ursprünglich vorhatten die Tour zu machen, zum anderen Urpunk Fabsi und mit seiner Funpunklegende MIMMIS.
Das erste DEUTSCHPUNK MASSAKER FESTIVAL fand am Freitag, den 25 März in Postdam statt und war als schönes Open Air Konzert im Innenhof des Archiv Postdam Geländes aufgezogen. Unsere beiden
Gitarristen mußten an dem Tag des Konzerts noch arbeiten, so daß die beiden Jungs Freitag mittag mit dem Flugzeug nachkommen mußten, währen wir schon einen Tag vorher mit dem Auto losgefahren
waren. Vor´m Konzert gab´s im Backstege leckeres Essen und Bier, und wir begrüßten die Jungs ( uns Mädels ) von Daily Terror und den Mimmis. Nebenher fiel uns beim scheiße-labern ( und wegen des
sonnigen Tages ) noch der mögliche Titel der nächste Dödelhaie Scheibe ein, nämlich " Hitzefrei im Hochsicherheitstrakt ".
Es gab dann leider plötzlich ein kleines Zeitproblem, da das Konzert um spätestens 12 Uhr beendet sein mußte, so daß es zum einen keine Vorgruppe gab, zum anderen mußten wir kleinen Haie schon um
halb neun auf die Bühne. Logisch, daß sich da noch keine richtige Stimmung entwickeln wollte, es war noch hell, es war noch halb leer...naja, wir spielten ein routiniertes Set, es bildete sich
ein kleiner mutiger Pogomob und so war´s noch ganz ok. Als zweite Band waren dann Daily Terror am Start, die an diesem Abend ein sehr gutes Konzert spielten und das Publikum zu der einen oder
anderen Hüpfpartie animierten. Danach kamen dann die Mimmis, die auch in der neuen Besetzung ziemlich gut rockten.
Wir fuhren dann am selben Abend noch zurück nach Duisburg und auf der Heimfahrt erwartete uns dann das absolute Highlight : DIETER BOHLENs " Nichts als die Wahrheit " aus Hörbuch, verteilt auf
fünf CDs !!!! Die 600 Kilometer vergingen wie im Flug während wir uns bei der Lebensgeschichte von Dieter vergnügten.
Am Samstag nachmittag gings dann nach Essen in die Zeche Carl, wo das große Tourabschluß-Festival stattfinden sollte. Neben Daily Terror, Mimmis und uns stießen heute auch wieder
Supernichts und der Dicke Polizist dazu, ein volles Programm also. Als wir an der Zeche ankamen, war auch schon massig bunthaariges Volk versammelt, trotz absolut beschissenenen Wetters; Im
Endeffekt waren wohl nachher so um die 450 Leute in der Halle. Die undakbare Rolle des Openers übernahmen SUPERNICHTS, die zwar einen guten Gig ablieferten, aber zu früher Stunde noch nicht
wirlich was reißen konnten. Anders sah´s dann schon beim Dicken Polizisten aus, die Jungs spielten um ihr Leben und lieferten einen der besten Auftritte der ganzen Tour ab, was vom Volk auch
dementsprechend gewürdigt wurde !!! Danach waren wir an der Reihe, und hatten sozusagen Heimspiel....vom ersten Lied an ging´s richtig gut ab, bei fast jedem Stück Massenpogo...ein würdiger
Tourabschluß, würd´ich sagen. Nach uns waren dann Pedder und seine Jungs an der Reihe, bei "Ein Freud..." mit gesanglicher Unterstützung vom Großteil der Dödelhaie. Die Mimmis machten dann zu
später Stunde den Rausschmeißer, ein Großteil der Leute war wohl schon unterwegs, um die letzte Bahn oder den letzten Bus zu erwischen.....
Nach dem Konzert kam dann die große Verabschiedung unserer Tourkollegen, und natürlich wollen wir noch ein paar Konzerte zusammen machen, mal sehen ....